Die TMK Lamprechtshausen pflegt Beziehungen seit 150 Jahren
Von engagierten Lehrern, spendenfreudigen Bauern und dem Hang zur Unterhaltung, international
beflügelt
Schon mehrere Jahre lang träumten musikbegeisterte Menschen in Lamprechtshausen von der
Aufstellung einer Musikkapelle. Franz Winter aus Schwerting setzte die entscheidende Tat: Er
gründete 1875 die „Brunnbauernmusi“ und gewann Johann Paul Hall, den Lehrer aus Arnsdorf, als
Kapellmeister.
Nach 40 Jahren reger Tätigkeit brachten die Wirren des Ersten Weltkrieges die Spielfreude zum
Erliegen. Ab 1926 drängte Gemeindesekretär Resch zur Wiedergründung der Ortsmusik. Lehrer
Leopold Forster stellte als Kapellmeister die Gemeinschaft 1928 auf neue Beine, die aber nach 1938
schon wieder zerfiel, da viele aktive Musiker einrücken mussten.
Franz Kostezka aus Bürmoos baute die Trachtenmusikkapelle Lamprechtshausen 1946 wieder auf.
Der Kapellmeister wurde 1948 von Johann Schaffler aus Oberndorf abgelöst. Damals trugen die
Mitglieder eine von der Eisenbahnermusik stammende Uniform.
Plötzlich trat Friedrich Schiller von Schildenfeld in Aktion. Der ehemalige Militärkapellmeister
versetzte die Musiker von 1949 bis 1952 mit seinem absoluten Gehör in Staunen. Unerwartet schnell
verstarb Nachfolger Adolf Landertinger. Ab 1952 leitete Josef Kopp aus Bürmoos zwölf Jahre lang die
Geschicke vom Dirigentenpult aus. Gerne wurden Musikfeste besucht, hervorragende Platzierungen
bei Wettbewerben erzielt und die ersten Auslandsfahrten unternommen. Holzspenden der örtlichen
Landwirte ermöglichten die Anschaffung neuer Instrumente und die Umstellung auf
Normalstimmung. Zum 85-jährigen Bestehen mit zahlreichen Gastvereinen wurde 1960 groß
gefeiert. 1964 freute man sich über die Ausstattung mit der ersten grünen Tracht.
Seit 1966 von Kapellmeister Georg Karl angeführt, erlangte die Ortsmusik bei Auslandsfahrten, u.a.
ins Rheinland, international große Wertschätzung. Der musikalische Schwerpunkt verlagerte sich
vermehrt auf den Ausbau der Unterhaltungsmusik zu verschiedenen Anlässen.
Mehrere Obmänner gleichzeitig
Neben der Musikkapelle mit Kapellmeister und Musikobmann werkte und wirkte der Musikverein,
der sich vor allem um finanzielle Belange kümmerte und auch organisatorisch tätig war. Lange Zeit
agierten daher zwei Obmänner. Der Musikverein wurde sehr aktiv von Oberst a.D. Othmar Beutel
angeführt.
Die Kapelle ging damals als Preisträger eines landesweiten Wettbewerbes hervor und wurde zu
Rundfunkaufnahmen eingeladen. Als weiterer Musikvereins-Obmann fungierte mit viel
Fingerspitzengefühl von 1976 bis zu seinem Unfalltod 1990 Oberschulrat Sepp Aigner aus Arnsdorf –
Lehrer, Mundartdichter, Museumsgründer und –kustos. Der Nachfolger hieß ein Jahr lang Martin
Stadler, der nach Josef Hofweirer sen. auch schon von 1967 bis 1990 Musikkapellen-Obmann
gewesen war. Mit Gottfried Riefler aus Riedlkam fand die Zweigleisigkeit 1991 ein Ende. Riefler
übernahm nach einem Jahr als Obmann der Musikkapelle schließlich beide Obmanngeschäfte, und
zwar bis 1997. Seither gibt es nur mehr einen gemeinsamen Musikvereins-Obmann. Es folgten für
acht Jahre bis 2005 der Bassist Severin Lackner, weiters Josef Gwechenberger, Martin Fersterer,
Elisabeth Manglberger, Roland Wagner und aktuell seit 2022 Markus Meier jun., die sich alle in
Vertrauen und in enger Absprache mit dem Kapellmeister auf ihre Art bewährt haben.
Perlen der Blasmusik und Rasenshow
1971 übernahm Josef Hofweirer jun. das Amt des Kapellmeisters, mit ihm wurde 1974 unter starker
Beteiligung von Gastkapellen und Bevölkerung das 100-jährige Bestandsjubiläum gefeiert, ein riesiges
Zeltfest in Bahnhofsnähe. Dann kam 1979 Franz Frauenschuh und steckte viel Aufwand in die
Ausbildung des Nachwuchses. Unterhaltungsmusik lag auch ihm sehr am Herzen. 1983 übernahm
wiederum Georg Karl als Kapellmeister. Berichte aus dieser Zeit über Auslandsfahrten nach
Frankreich 1984 und 1986 schmücken die Chronik. Das Stefanikonzert reifte zum Höhepunkt des
Jahres mit „Perlen der Blasmusik“.
Im Jahr 1987 übernahm Mag. Felix Weiss den Dirigentenstab und übte seine Aufgabe bis 2004 aus.
Als Ehrenkapellmeister verstarb er dann nach schwerer Erkrankung viel zu früh. Weiss ersetzte das
Stefanikonzert durch ein regelmäßiges Frühlingskonzert und stellte es jeweils unter ein bestimmtes
Motto. Es kam Bewegung auf: Teilnahmen am Fest zur Festspieleröffnung in Salzburg,
Auslandsfahrten, Musik in Bewegung.
Um der Neueinkleidung 1994 einen feierlichen Rahmen zu bieten, wurde eine Rasenshow einstudiert
und dem staunenden Publikum vorgeführt. Die Bevölkerung hatte beim alljährlichen
Neujahranblasen dafür ordentlich Geld gespendet. In der Folge zeigte die Musikkapelle an einigen
Marschwertungen ihr Können und bediente Einladungen in anderen Orten – Musik in Bewegung zu
besonderen Anlässen wie in St. Johann im Pongau oder im Tivoli-Stadion in Innsbruck. Auf Wunsch
des Salzburger Blasmusikverbandes marschierte auch die TMK Lamprechtshausen bei einer
Jubiläumsfeier im Stadion Klessheim auf und präsentierte im vollen „Haus“ ein Showprogramm,
unvergesslich für alle Mitwirkenden!
Neuer Proberaum
Immer mehr wollten ein Musikinstrument lernen, sie strömten zu den Ausbildungsstätten. Unter
Gottfried Riefler wurden die ersten Vorbereitungen zur Schaffung eines modernen Proberaumes
getroffen.
Im Sommer 2000 feierte die Musikkapelle ihr 125-Jahr-Jubiläum. Unter dem Motto „Musik schafft
Beziehungen“ traten Kapellmeister Felix Weiss, Obmann Severin Lackner und Festobmann Balthasar
Gwechenberger mit einem abwechslungsreichen Programm an die Öffentlichkeit – und ernteten mit
vielen fleißigen Helfern einen vollen Erfolg.
Langsam platzte das Heim der Musikkapelle im Keller des Gemeindeamtes aus allen Nähten – bis
Herbst 2000. Seither spielt sich das Vereinsleben im neuen großen und modernen Proberaum im
Mehrzweckgebäude in der Schulstraße ab. Im April 2001 fanden die offizielle Taufe und Übergabe
statt. Auch hier schuf die Musik Beziehungen im Sinne von freiwilligen Helfern, ruhend auf den
steuernden Händen der Gemeindeverwaltung.
Mit der Jugend in die Moderne
Die musikalische Leitung übernahm im Herbst 2004 der 22-jährige David Oberascher. Die
Trachtenmusikkapelle Lamprechtshausen hatte nun im Jahr 60 Ausrückungen zu bespielen mit 70
Gesamt- und Teilproben. Neben dem Schwerpunkt „Frühlingskonzert“ trat die Kapelle mit den
Ortsvereinen, zu kirchlichen Anlässen, zu freudvollen und traurigen Ereignissen auf. Unter
tatkräftiger Initiative des neu gewählten Obmannes Josef Gwechenberger wurde das Probelokal um
einen selbst eingerichteten Aufenthaltsraum erweitert.
Im Sommer 2005 reifte ein weiteres Großereignis für die folgenden Jahre: das erste „Open Air – Event
im Bruch“. Gemeinsam mit der Musikkapelle Nußdorf wurde ein alle drei Jahre einstudiertes
Großkonzert im Steinbruch in Schlössl bei Nußdorf ins Leben gerufen. Es findet besten Anklang bei
der Bevölkerung einer ganzen Region, zuletzt 2023.
Mit dem Schwung der Jugend, darunter viele Mädchen, entwickelte sich die Musikkapelle weiter. In
der örtlichen Volksschule wurde 2009 eine „BläserKlasse“ eingerichtet und die Zusammenarbeit mit
dem Musikum intensiviert und ausgebaut. Neue Räume, mehr Instrumentalunterricht vor Ort: Ein
Jugendorchester wuchs heran, die Zusammenarbeit mit anderen Klangkörpern zahlte sich aus.
Obmann Martin Fersterer förderte kameradschaftliche Unternehmungen.
Eine weitere Neueinkleidung ließ die Musikkapelle ab 2011 in blauen Röcken aufmarschieren und mit
Rot und Blau und Silber in den Farben des Gemeindewappens aufspielen. Die Damen passen sich
erstmals im Dirndlkleid perfekt der Tracht der Männer an.
Auf Anfrage der Schulleitung trug die Musikkapelle im Jahr 2017 das mehrtägige Jubiläumsfest „50
Jahre Hauptschule und 40 Jahre Musikhauptschule Lamprechtshausen“ aus. Die Musik vereinte
Menschen in der Gemeinde und weit über die Grenzen hinaus, wozu der Frühschoppen am
Abschluss-Sonntag, live im Radio übertragen, wesentlich beitrug.
Nach 18 Jahren als Kapellmeister übergab David Oberascher, nunmehr Ehrenkapellmeister, beim
Frühlingskonzert 2022 den Taktstock an seinen Nachfolger Sebastian Perschl, der dann 2023 seine
Kapellmeisterprüfung erfolgreich abschloss.